Difference between revisions of "PR:28 Jahre nach Tschernobyl: Zahl der Opfer steigt weiter"

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== <big><big>Atomkatastrophe würde den ganzen Ostseeraum verseuchen</big></big> ==
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== <big><big>Atomunfälle bedeuten langfristige Folgen und hohe Kosten</big></big> ==
'''OSTSEE''' - Der dritte Jahrestag des [[Nuclear Disaster in Japan|Fukushima-Desasters]], das am 11. März 2011 begann, erinnert an die [[Nuclear Threats|Bedrohung]], die die Atomkraft für Menschen und Umwelt im [[Preliminary Nuclear Baltic Map|Ostseeraum]] darstellt. Ein vergleichbarer Unfall in einem der sechs in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke (fünf weitere AKW sind geplant) würde eine radioaktive Verpestung des gesamten Gebiets rund um die Ostsee verursachen. Die Katastrophe von 3/11 in Fukushima veranschaulichte die allgegenwärtigen Risiken einer Atomanlage, selbst in einem westlichen Hochtechnologie-Land. Die Ostsee als verbindender Wasserkörper würde die Radioaktivität zu allen neun direkten Nachbarländern verbreiten, wobei die Strahlung in diesem Gebiet konzentriert würde. Simulationen möglicher Katastrophen in einem der existierenden Reaktoren betonen die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die radioaktive Wolke alle Länder des weiteren Ostseeraums verschmutzen würde.
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'''UKRAINE/EUROPA/OSTSEE''' - Diesen Samstag, am 26. April, fanden anlässlich des 28. Jahrestages der [[International Nuclear Event Scale#Examples of INES accidents|Atomkatastrophe]] in Tschernobyl 1986 Gedenkveranstaltungen und Anti-Atom-Proteste in verschiedenen europäischen Städten statt. Obwohl es nahezu drei Jahrzehnte her ist, dass Block 4 des Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte und das Leben von Tausenden Menschen unwiderruflich veränderte, steigt die Zahl der Opfer weiter an. Informationen der zwischenstaatlichen [http://www.helcom.fi Helsinki Kommission (HELCOM)] zufolge stellen die Auswirkungen des Tschernobyl-Desasters eine der wichtigsten Quellen dafür dar, dass die Ostsee der radioaktivste Inland-Wasserkörper der Welt geworden ist.
  
"Ein schwerer Unfall kann in jedem Atomreaktor geschehen - das ist, was Fukushima gelehrt hat. Selbst wenn die Notsysteme wie erwartet arbeiten, wie es in Fukushima zu Beginn der Katastrophe der Fall war, können auftretende Umstände zu einer Kernschmelze oder anderen Szenarien mit Freisetzung des tödlichen radioaktiven Inventars führen", sagt Aktivist*in Hanna Poddig. "Würde das im Ostseeraum geschehen, dann würde das Meer noch stärker kontaminiert werden als es jetzt in Japan geschieht, denn der Austausch mit dem Atlantik ist minimal. Die Radioaktivität würde sich in der Ostsee konzentrieren. Anstatt neue Reaktoren und Laufzeitverlängerungen voran zu treiben, müssen die in Betrieb befindlichen Anlagen sofort stillgelegt werden!"
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Ein Netzwerk betroffener Organisationen hat außerdem zu den [http://www.ibb-d.de/aktionswochen_2014.html Dritten Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima"] aufgerufen, während gleichzeitig Demonstrationen und Aktionen in verschiedenen Hauptstädten und vielen weiteren Orten stattfanden. Zeitzeug*innen-Gespräche mit Opfern der Tschernobyl-Katastrophe erfolgten in diesem Zusammenhang beispielsweise in Belarus, BRD, Österreich, Polen und Ukraine. Ein Überblick Tschernobyl-bezogener Veranstaltungen wurde auf der Internetseite des Nuclear Heritage Network zusammen gestellt: http://www.nuclear-heritage.net/index.php/Chernobyl_Disaster_Remembrance_2014
  
In Fukushima führte eine Serie von Explosionen zur Kernschmelze von drei Reaktorkernen und hohen Radioaktivitätsfreisetzungen an Luft, Grundwasser und Pazifik und formte die bisher größte Atomkatastrophe in einem Atomkraftwerk. Am 11. März 14.47 Uhr lokaler japanische Ortszeit begann mit dem "Great East Japan Earthquake" das bis heute schlimmste nukleare Desaster der Geschichte. Alle Reaktoren des Fukushima Daiichi AKW waren in Reaktion auf die Naturkatastrophe abgeschaltet worden. Als einige Stunden später hohe Tsunami-Wellen die Schutzwälle des AKW trafen und überschlugen und Teile des Notsystems beschädigten, waren die Reaktoren bereits vom Netz getrennt. Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt die Sicherheitssysteme nahezu korrekt funktioniert hatten, ereignete sich in den folgenden Tagen eine dramatische Reihe von Explosionen. Gewaltige Mengen Radioaktivität wurden freigesetzt und führten zum Ausschlagen nahezu aller Messstationen auf der Nordhalbkugel. Bis heute wissen weder die Behörden noch der Betreiber im Detail wie der Unfall abgelaufen ist. Auch der Verbleib der geschmolzenen Reaktorkerne bleibt unklar.
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Infolge der Explosion in Reaktor 4 von Tschernobyl in der Ukraine verbreitete sich die Strahlung zunächst durch eine radioaktive Wolke. Kontaminationen wurden nicht nur in Nord- und Südeuropa festgestellt, sondern auch in Kanada, Japan und den USA. Desweiteren wurde Radioaktivität durch Tiere verbreitet, denen es gelungen war aus der verseuchten Zone zu entkommen. Aber auch Waren, die aus der kontaminierten Region entnommen wurden, verteilten radioaktives Material quer über Europa. Selbst Kinder, die heute in den betroffenen Gegenden aufwachsen, erfahren schwere Krankheiten durch die kontaminierte Nahrung, die sie zu sich nehmen.
  
Das österreichische Instrument "FlexRisk" zur Ermittlung der Auswirkungen schwerer Unfälle in europäischen Reaktoren veranschaulicht die Gefahren, die von den Reaktoren in Finnland, Schweden und Russland auf alle Nachbarländer der Ostsee ausgehen. Es simuliert eine Vielzahl verschiedener Wetterbedingungen und unterschiedlicher Szenarien der Freisetzung radioaktiver Isotope nach einem schweren Unfall. Die FlexRisk-Karten zeigen radioaktive Dosen und Bedrohungen für europäische Länder nach solch einer Katastrophe in einem der Reaktoren. Ein einfaches Internetformular erlaubt es Simulationen aufzustellen: http://flexrisk.boku.ac.at/en/evaluation.phtml#form
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Die unabhängige Vereinigung besorgter Ärzt*innen, [http://www.ippnw.de Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW)], berechnete, dass es an besonders strahlenbelasteten Personen infolge des Tschernobyl-Unfalls etwa 830.000 Liquidatoren, mehr als 350.000 Evakuierte, 8.300.00 Einwohner*innen der am meisten belasteten Gebiete Russlands, der Ukraine und Belaruses, sowie 600.000.000 europäische Bürger*innen, die in den weniger kontaminierten Gebieten Europas leben, gebe. Die meisten Gesundheitsauswirkungen der Katastrophe lassen sich naturbedingt nicht direkt als Folge des Atomunfalls nachweisen. Beispiele statistisch signifikant in Zusammenhang damit stehender Krankheiten sind Leukämie, Schilddrüsenkrebs, Brustkrebs und verschiedene weitere Krebsarten, Hirntumore, genetische Missbildungen, Totgeburten, Fehlfunktionen des Gehirns, beschleunigte Alterung, geistige Störungen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass viele Krebsarten eine Latenzzeit von 25-30 Jahren haben - daher steht ein Höchstwert festgestellter Erkrankungen gerade bevor.<ref>http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Tschernobyl_Studie_2011_web.pdf as of April 20, 2014</ref>
  
Eine zusätzliche Gefahr geht von der Alterung der in Betrieb befindlichen Reaktoren aus. Wie die in der letzten Woche von Greenpeace veröffentlichte Studie "Lifetime extension of ageing nuclear power plants: Entering a new era of risk" zeigt, führt das hohe Alter der nuklearen Einrichtungen zu einer wachsenden Gefahr von Fehlern und Unfällen. Drei Reaktoren im Wassereinzugsgebiet der Ostsee haben ihr ursprüngliches technisch designtes Alter am 11. März, dem dritten Jahrestag des Fukushima-Desasters, bereits überschritten. Zwei weitere Reaktoren befinden sich weniger als drei Jahre unterhalb ihres konzeptuellen Maximalalters. Ein Ostsee-Reaktor (Oskarskamn 1) ist mehr als 40 Jahre alt, fünf weitere sind im Alter zwischen 35 und 40 Jahren. Verschiedene Reaktoren rund um die Ostsee erhielten bereits eine Genehmigung zur Laufzeitverlängerung auf 50 oder 60 Jahre, während teilweise aggressive Leistungssteigerungen vorgenommen wurden (z.B. im AKW Olkiluoto um 33%), die das Unfallrisiko erhöhen. Weitere Details stellt die Greenpeace-Studie bereit: http://out-of-age.eu
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"Tschernobyl hat uns gelehrt, dass selbst Jahrzehnte nach einer [[Nuclear Threats|Atomkatastrophe]] immer noch neue Erkrankungen auftreten und große Gebiete weiterhin zu verseucht sind, um wieder bewohnt zu werden", sagt Anti-Atom-Organisator*in Hanna Poddig. "Millionen Menschen sind von der Atomkatastrophe betroffen, hunderttausende leiden an schweren Erkrankungen. Die Ostsee ist nur eine von vielen von Tschernobyl betroffene Regionen, aber selbst heute ist sie radioaktiver belastet als andere Wasserkörper der Welt, wie HELCOM-Wissenschaftler*innen veröffentlicht haben. Wir können nicht warten bis die nächste Atomkatastrophe geschieht - alle Atomanlagen müssen sofort und weltweit stillgelegt werden!"
  
"Ein [[International Nuclear Event Scale#Examples of INES accidents|Unfall in einer Atomanlage]] kann jederzeit stattfinden. Die Atomtechnologie ist nicht sicher, wie hunderte von Vorfällen und Unfällen, die jedes Jahr von den Betreibern gemeldet werden, zeigen. Trotz spezieller Trainings für das Personal dieser gefährlichen Anlagen werden Fehler gemacht, die manchmal zu ernsten Situationen führen. Neben der hochgradig riskanten Technologie und der Bedrohung, die von Fehlverhalten der nuklearen Fachkräfte ausgeht, können auch unvorhersehbare Konstellationen auftreten, wie die Fukushima-Katastrophe deutlich gemacht hat. Die Reaktoren im Ostseeraum basieren auf seit Jahrzehnten veralteten Designs, die Alterung bringt zusätzliche Gefahren für Menschen und Umwelt."
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Das Tschernobyl-Desaster ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Ostsee als der am meisten radioaktiv belastete Wasserkörper der Welt gilt. Die radioaktive Wolke des Unfalls in Tschernobyl bewegte sich 1986 entlang Luftströmungen geradewegs zur Ostsee und ließ den Fallout ungleichmäßig auf deren Einzugsgebiet niederschlagen. In der Ostsee regnete mehr Fallout ab als in anderen Meeren, wie z.B. dem Schwarzen Meer, Mittelmeer, der Nordsee oder dem Nordost-Atlantik.<ref>http://www.stuk.fi/sateily-ymparistossa/itameri/en_GB/itameri/ as of April 20, 2014</ref>
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Der Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe ist für Anti-Atom-Organisator*innen aus dem Ostseeraum und anderen Regionen außerdem Anlass sich zu versammeln. Morgen findet das [[European Anti Nuclear Forum 2014|Europäische Anti-Atom-Forum 2014]] mit dem Titel "Ökonomische Grenzen der Atomindustrie" in Prag, Tschechien, statt. Internationale Expert*innen werden über Themen wie die Energiewirtschaft im Jahr 2030, Quo vadis Atomkraft?, Risikovergleiche von Investitionen in Kohle, Atomkraft und Gaskraftwerke, sowie die Wirtschaftlichen Risiken des Baus von Atomkraftwerken in Tschechien diskutieren. Mehr Details zur Konferenz sind hier zu erfahren: http://www.nec2014.eu
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Nächste Woche, vom 5.-11. Mai, findet das vierte [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/Working meetings|Arbeitstreffen]] des Projekts "[[Atomic Threats In The Baltic Sea Region|Atomic Threats In The Baltic Sea Region]]" (Atomgefahren im Ostseeraum) in Döbeln, BRD, statt. Es wird eine Gelegenheit sein, sich an dem Netzwerk/-projekt zu beteiligen, [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/Activities#Projects|Projektaktivitäten]] fortzuführen, Aufgaben zu übernehmen und sich mit anderen Aktivist*innen zu vernetzen. Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet: http://atomicbaltic.nuclear-heritage.net
  
"[[Atomic Threats In The Baltic Sea Region|ATOMIC BALTIC]]" ist ein Netzwerk/projekt von Anti-Atom-Gruppen und Aktivist*innen im Wassereinzugsgebiet der Ostsee, das auch Organisationen umfasst, die mit ihrem Wissen, Erfahrungen und Netzwerken aus Österreich und den Niederlanden Unterstützung leisten. Sein wichtigstes Ziel ist eine Stärkung von lokalen [[:Category:Anti-Nuclear Movement|Anti-Atom-Kämpfen]] rund um die Ostsee durch das Zusammenbringen von Aktist*innen, das Starten neuer [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/Activities#Projects|Initiativen]] und die Unterstützung von [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/Activities#Campaigns|Kampagnen gegen die Atomwirtschaft]]. Das ATOMIC BALTIC Netzwerk/projekt stellt eine Plattform zum Austausch bereit, die Internettools, [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/VOIP meetings|regelmäßige Skype-Konferenzen]] und [[Atomic Threats In The Baltic Sea Region/Working meetings|zweimonatliche Arbeitstreffen]] umfasst. Detaillierte Informationen zum Netzwerk/projekt sowie Updates werden online bereitgestellt unter: http://AtomicBaltic.nuclear-heritage.net
 
  
 
Für die Redaktion:<br/>
 
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Sie können uns gern unter Festnetz +49 3431 5894177 oder E-Mail [mailto:mediaATnuclear-heritageDOTnet media AT nuclear-heritage DOT net]{{Nospam}} kontaktieren, falls Sie Fragen haben, für O-Töne, Hintergrundinformationen und um Bildmaterial anzufordern. Sie können auch einen Blick auf die Internetseite des Projekts "Atomic Threats In The Baltic Sea Region" werfen: http://atomicbaltic.nuclear-heritage.net
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Sie können uns gern unter Festnetz +49 3431 5894177 oder E-Mail [mailto:mediaATnuclear-heritageDOTnet media AT nuclear-heritage DOT net]{{Nospam}} kontaktieren, falls Sie Fragen haben, für O-Töne, Hintergrundinformationen und um Bildmaterial anzufordern.
  
 
Ihre persönlichen Ansprechpartner*innen:
 
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Diese Medieninformation mit Umlauten und weiterführenden Informationen finden Sie unter:<br/>
 
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http://www.nuclear-heritage.net/index.php/PR:Atomkatastrophe_w%C3%BCrde_den_ganzen_Ostseeraum_verseuchen
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http://www.nuclear-heritage.net/index.php/PR:28_Jahre_nach_Tschernobyl
  
  
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[[Category: Atomic Threats In The Baltic Sea Region]]
 
[[Category: Atomic Threats In The Baltic Sea Region]]
 
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Latest revision as of 08:43, 12 January 2016


Medieninformation
Montag, 28. April 2014
zur sofortigen Veröffentlichung


28 Jahre nach Tschernobyl: Zahl der Opfer steigt weiter

Atomunfälle bedeuten langfristige Folgen und hohe Kosten

UKRAINE/EUROPA/OSTSEE - Diesen Samstag, am 26. April, fanden anlässlich des 28. Jahrestages der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 Gedenkveranstaltungen und Anti-Atom-Proteste in verschiedenen europäischen Städten statt. Obwohl es nahezu drei Jahrzehnte her ist, dass Block 4 des Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte und das Leben von Tausenden Menschen unwiderruflich veränderte, steigt die Zahl der Opfer weiter an. Informationen der zwischenstaatlichen Helsinki Kommission (HELCOM) zufolge stellen die Auswirkungen des Tschernobyl-Desasters eine der wichtigsten Quellen dafür dar, dass die Ostsee der radioaktivste Inland-Wasserkörper der Welt geworden ist.

Ein Netzwerk betroffener Organisationen hat außerdem zu den Dritten Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima" aufgerufen, während gleichzeitig Demonstrationen und Aktionen in verschiedenen Hauptstädten und vielen weiteren Orten stattfanden. Zeitzeug*innen-Gespräche mit Opfern der Tschernobyl-Katastrophe erfolgten in diesem Zusammenhang beispielsweise in Belarus, BRD, Österreich, Polen und Ukraine. Ein Überblick Tschernobyl-bezogener Veranstaltungen wurde auf der Internetseite des Nuclear Heritage Network zusammen gestellt: http://www.nuclear-heritage.net/index.php/Chernobyl_Disaster_Remembrance_2014

Infolge der Explosion in Reaktor 4 von Tschernobyl in der Ukraine verbreitete sich die Strahlung zunächst durch eine radioaktive Wolke. Kontaminationen wurden nicht nur in Nord- und Südeuropa festgestellt, sondern auch in Kanada, Japan und den USA. Desweiteren wurde Radioaktivität durch Tiere verbreitet, denen es gelungen war aus der verseuchten Zone zu entkommen. Aber auch Waren, die aus der kontaminierten Region entnommen wurden, verteilten radioaktives Material quer über Europa. Selbst Kinder, die heute in den betroffenen Gegenden aufwachsen, erfahren schwere Krankheiten durch die kontaminierte Nahrung, die sie zu sich nehmen.

Die unabhängige Vereinigung besorgter Ärzt*innen, Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), berechnete, dass es an besonders strahlenbelasteten Personen infolge des Tschernobyl-Unfalls etwa 830.000 Liquidatoren, mehr als 350.000 Evakuierte, 8.300.00 Einwohner*innen der am meisten belasteten Gebiete Russlands, der Ukraine und Belaruses, sowie 600.000.000 europäische Bürger*innen, die in den weniger kontaminierten Gebieten Europas leben, gebe. Die meisten Gesundheitsauswirkungen der Katastrophe lassen sich naturbedingt nicht direkt als Folge des Atomunfalls nachweisen. Beispiele statistisch signifikant in Zusammenhang damit stehender Krankheiten sind Leukämie, Schilddrüsenkrebs, Brustkrebs und verschiedene weitere Krebsarten, Hirntumore, genetische Missbildungen, Totgeburten, Fehlfunktionen des Gehirns, beschleunigte Alterung, geistige Störungen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass viele Krebsarten eine Latenzzeit von 25-30 Jahren haben - daher steht ein Höchstwert festgestellter Erkrankungen gerade bevor.[1]

"Tschernobyl hat uns gelehrt, dass selbst Jahrzehnte nach einer Atomkatastrophe immer noch neue Erkrankungen auftreten und große Gebiete weiterhin zu verseucht sind, um wieder bewohnt zu werden", sagt Anti-Atom-Organisator*in Hanna Poddig. "Millionen Menschen sind von der Atomkatastrophe betroffen, hunderttausende leiden an schweren Erkrankungen. Die Ostsee ist nur eine von vielen von Tschernobyl betroffene Regionen, aber selbst heute ist sie radioaktiver belastet als andere Wasserkörper der Welt, wie HELCOM-Wissenschaftler*innen veröffentlicht haben. Wir können nicht warten bis die nächste Atomkatastrophe geschieht - alle Atomanlagen müssen sofort und weltweit stillgelegt werden!"

Das Tschernobyl-Desaster ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Ostsee als der am meisten radioaktiv belastete Wasserkörper der Welt gilt. Die radioaktive Wolke des Unfalls in Tschernobyl bewegte sich 1986 entlang Luftströmungen geradewegs zur Ostsee und ließ den Fallout ungleichmäßig auf deren Einzugsgebiet niederschlagen. In der Ostsee regnete mehr Fallout ab als in anderen Meeren, wie z.B. dem Schwarzen Meer, Mittelmeer, der Nordsee oder dem Nordost-Atlantik.[2]

Der Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe ist für Anti-Atom-Organisator*innen aus dem Ostseeraum und anderen Regionen außerdem Anlass sich zu versammeln. Morgen findet das Europäische Anti-Atom-Forum 2014 mit dem Titel "Ökonomische Grenzen der Atomindustrie" in Prag, Tschechien, statt. Internationale Expert*innen werden über Themen wie die Energiewirtschaft im Jahr 2030, Quo vadis Atomkraft?, Risikovergleiche von Investitionen in Kohle, Atomkraft und Gaskraftwerke, sowie die Wirtschaftlichen Risiken des Baus von Atomkraftwerken in Tschechien diskutieren. Mehr Details zur Konferenz sind hier zu erfahren: http://www.nec2014.eu

Nächste Woche, vom 5.-11. Mai, findet das vierte Arbeitstreffen des Projekts "Atomic Threats In The Baltic Sea Region" (Atomgefahren im Ostseeraum) in Döbeln, BRD, statt. Es wird eine Gelegenheit sein, sich an dem Netzwerk/-projekt zu beteiligen, Projektaktivitäten fortzuführen, Aufgaben zu übernehmen und sich mit anderen Aktivist*innen zu vernetzen. Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet: http://atomicbaltic.nuclear-heritage.net


Für die Redaktion:
Sie können uns gern unter Festnetz +49 3431 5894177 oder E-Mail media AT nuclear-heritage DOT net[3] kontaktieren, falls Sie Fragen haben, für O-Töne, Hintergrundinformationen und um Bildmaterial anzufordern.

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Diese Medieninformation mit Umlauten und weiterführenden Informationen finden Sie unter:
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Diese Medieninformation wurde vom "Nuclear Heritage Network" bereit gestellt. Es ist ein internationales Netzwerk von Anti-Atom-Aktivist*innen. Dieser informelle Zusammenschluss unterstützt weltweite Anti-Atom-Arbeit. Das Nuclear Heritage Network ist kein Label, hat keine Einheitsmeinung und keine Stellvertreter*innen. Alle Aktivist*innen sprechen für sich selbst oder für die Gruppen, die sie repräsentieren.


  1. http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Tschernobyl_Studie_2011_web.pdf as of April 20, 2014
  2. http://www.stuk.fi/sateily-ymparistossa/itameri/en_GB/itameri/ as of April 20, 2014
  3. 3.0 3.1 3.2 3.3 3.4 For protection against automatic email address robots searching for addresses to send spam to them this email address has been made unreadable for them. To get a correct mail address you have to displace "AT" by the @-symbol and "DOT" by the dot-character (".").